Zwei Legenden - Eine Freundschaft
Aus Schalker Sicht
Es klingt wie ein Widerspruch, wenn Fans zweier rivalisierender Fußballclubs
behaupten, dass sie eine tiefe Freundschaft verbindet. Insbesondere,
wenn es sich bei den beiden Mannschaften um alte Traditionsvereine handelt.
Viele Jahrzehnte kämpften Schalke 04 und der 1.FC Nürnberg gegeneinander
um Meisterschaften und Pokale, standen die Vereine an der Spitze
die einen im Westen, die anderen im Süden.
Und doch pflegen die Fans der beiden Mannschaften seit mehr als 20 Jahren
eine innige Freundschaft. Statt Beschimpfungen und Krawallen feiern die
Fan-Clubs zusammen, organisieren Choreographien in den beiden Stadien
und feuern ihre Teams gemeinsam an.
Erste Kontakte zwischen Schalkern und den Franken entstehen im Jahre 1980
– so viel ist gewiss. Doch über den wahren Ursprung der Fanfreundschaft
kursieren viele Geschichten.
Einem Gerücht zufolge, haben Nürnberger und Schalker gemeinsam einige
Bayern-Hooligans durch einen Bahnhof gejagt. Aus der gemeinsamen
Ablehnung der Münchner sei die Freundschaft hervor gegangen. Eine andere
Episode erzählt, wie Nürnberger Hooligans nach einem Spiel im Frankenstadion
Geld für einige Knappen gesammelt haben, da diesen das Geld für die Heimfahrt fehlte.
In einer dritten Variante heißt es, dass in einer Reportage des Magazins „Stern“
Fotos von Schalke-Fans abgedruckt wurden, auf deren Kutten auch aufgenähte
Abzeichen des 1.FC Nürnberg zu erkennen waren. Der Artikel sei durch die
Fanszene gekreist und hätte die Freundschaft begründet. Was nun letztendlich
der Wahrheit entspricht und wie die Fanfreundschaft tatsächlich geboren wurde
ist ungewiss, klar ist nur, dass Mitglieder der „Gelsen-Szene“ und der „Red Devils“
maßgeblich beteiligt waren.
Die Annäherung spricht sich herum, Kontakte zwischen Fan-Clubs werden
ausgeweitet. Erstmals bewährt sich die Fan-Freundschaft 1981, als die Knappen
ausgerechnet nach einem 1:1 gegen Nürnberg aus der Bundesliga absteigen
müssen. Es folgen Einladungen zu den berühmten Seerosen-Turnieren und
gemeinsame Auswärtsfahrten werden organisiert. So feiern in der Saison 1990/91
Schalker und Nürnberger Fans gemeinsam im Wattenscheider Lohrheide-Stadion
die Rettung des Clubs und den Verbleib in der ersten Bundesliga. Als Zugabe gibt
es am nächsten Tag nach dem Spiel gegen Darmstadt 98 die Aufstiegsfete auf Schalke.
Die Freundschaft lebt durch die Höhen und Tiefen beider Clubs bis heute weiter –
das ist Nürnberg und Gelsenkirchen deutlich sichtbar, wenn die beiden Vereine
gegeneinander spielen. Die zu jedem Aufeinandertreffen eingesetzten Sonderzüge
werden von den Fans der anderen Mannschaft schon am Bahnhof begeistert
empfangen, in den Stadien werden von den Fanclub-Verbänden Parties organisiert
und die Ultras führen aufwändige Choreografien durch, in denen das „Feuer der
Freundschaft“ beschworen wird.
Auch wenn die Mannschaften von Schalke und Nürnberg in verschiedenen Ligen
spielen, reißt der Kontakt nicht ab: bei jedem Gastspiel der „Clubberer“
im Westen sind zahlreiche Schalker vor Ort und bei Schalker Spielen im Süden
Deutschlands revanchieren sich Nürnberger Fans durch eine Unterstützung des S04.
Der Geist der Freundschaft hat viele Fan-Generationen überdauert und wird
durchzahllose enge persönliche Kontakte von Schalkern und Nürnbergern gefestigt.
Und so wird noch lange der Schlachtruf „Schalke und der FCN“
durch die Stadien in Deutschland hallen.
Aus Nürnberger Sicht
Es war einmal... ein Mädchen namens Monika.
Sie war begeisterter Clubfan und fuhr zu jedem
Auswärtsspiel des FCN in die fremde, weite Welt hinaus.
So begann die Geschichte von den Schalkern und den Club-Fans.
Eines Tages, es war an einem späten Samstagabend, war sie auf dem
Nachhauseweg von einem Spiel aus Mönchengladbach.
Sie schlenderte mit Ihrem schönen schwarz-roten Schal durch den Zug,
um sich ein wenig die Beine zu vetreten.
Plötzlich sah sie ganz weit hinten einen jungen Mann im Trikot von Schalke 04.
Sie bekam einen mächtigen Schreck, hatten sie doch alle gewarnt vor den bösen,
bösen Fans aus Gelsenkirchen. Doch der junge Mann sprach sie an
und sie unterhielten sich.
Stefan, ein anderer Club-Fan, fragte sich, wo Monika wohl so lange bliebe und
suchte sie. Er fand sie und die drei unterhielten sich lange, lange Zeit bis
sie plötzlich in Nürnberg waren. Der Schalker verabschiedete sich von ihnen
und fuhr weiter in seine Heimat nach Regensburg.
Monika und Stefan erzählten ihren Club-Freunden Joachim, Thomas und allen
anderen, dass der Schalker ganz furchtbar nett war und gar nicht so schrecklich
böse wie immer alle erzählten. Und sie beschlossen, sich wieder mit ihm zu treffen...
Was daraus wurde, wissen wir ja alle!!!
Die wahrlich märchenhafte Geschichte spielte sich im Jahre 1980 ab, alle beteiligten
Personen sind Mitglieder der "Gelsen-Szene" und der "Red Devils".
Die Namen wurden nicht geändert!
Beim Auswärtsspiel 80/81 in Schalke hatte sich der Beginn unserer Freundschaft
noch nicht überall herumgesprochen. Nach dem Spiel wollten uns einige Schalker
an den Kragen. Die Jungs von der "Gelsen-Szene" halfen uns und anschließend
gab`s die erste geile Fete im "City-Eck". Dann folgten die ersten Einladungen zu
den berühmten Seerosen-Turnieren und viele gemeinsame Auswärtsfahrten mit viel
Fun und Action. Dies war der wirkliche Anfang einer im europäischen Fußball
einzigartigen Freundschaft.
Über die Jahre sind daraus unzählige Kontake zwischen Schalke- und Club-Fans
entstanden, in jedem Fan-Club wurde der Beginn dieses einzigartigen Zusammenhalts
anders erlebt.
Das ist sicher der Grund dafür, dass in letzter Zeit eine Vielzahl von Geschichten
über den Beginn der Schalke-Nürnberg-Freundschaft im Umlauf sind.
Wir wünschen uns noch viele gemeinsame Feiern und hoffentlich viele Erfolge
unserer beiden Traditionsvereine.